(FÜR EINE) HANDVOLL HAARE 105 bpm ::: 8-44 min [Bettina Bormann / Michael Krüger] 2008 vom Album 10 Grad vor OT, Oberer Totpunkt Lyrics: Bettina Bormann Komposition, Bass, Drums: Michael Krüger Mix & Mastering: Tom Wendt Label: Danse Macabre Records Live mit David Nesselhauf (Bass), Gunther Laudahn (Harfe) und Christoph Kutzer (Cello). Liebevoll hauchte Sabrina einen Kuss auf das haarige Etwas in ihrer Hand. Da war so viel Liebe in ihr. So viel Hingabe und Zärtlichkeit. Dann ließ sie es zurück in die Schatulle gleiten und die in den Bettkasten. Der Ort, der prädestiniert war für Geheimnisse jeglicher Art. Ein Ort des Schweigens. Sabrina wandte sich den täglichen Notwendigkeiten zu: Fingernägel lackieren. Sie holte Nagelset, Nagellackentferner, Wattebäuschchen, Nageltinktur, Nagellack – und legte los. Noch immer spürte sie das zärtliche Gefühl in sich. Sie warf einen Blick zum Bettkasten. Dann summte sie eine langsame Melodie während sie ihre Fingernägel vom Nagellack befreite. Ein Ort des Schweigens. Sabrinas Fingernägel zeigten jetzt wieder ihre natürliche Farbe: Schwarz. Oder ein tiefes Violett. Die Farbe rührte von unzähligen Blutergüssen her. Und die wiederum daher, dass sie – wann immer ihr seelischer Schmerz unerträglich wurde – die Spitze einer Stecknadel zwischen Nagel und Fleisch schob. Sie konnte sich kaum daran erinnern, wann sie sich dieser Technik zum ersten Mal bedient hatte, oder wie sie sie ersonnen hatte. Aber die erinnerten Bilder von ihren schwarzen Fingernägeln reichten weit in ihre Kindheit zurück. Ihre Mutter war früh verstorben. Selten hatte ihr Vater eine Gelegenheit ausgelassen, ihr den Tod ihrer Mutter vorzuwerfen. Nicht selten war ihm dabei die Hand ausgerutscht. Und manchmal die Faust. Und irgendwann hatte eine Dame vom Jugendamt sie ihrem Vater weggenommen. Sabrina war dann mit vielen anderen Kindern zusammen aufgewachsen. Eine unbeschwerte Zeit. Aber ihre Marotte mit den Nadelspitzen hatte man ihr dort nicht austreiben können. Man hatte nur erreicht, dass sie unauffälliger damit fortfuhr. Nagellack war ihre Antwort auf verräterische Spuren. Auch jetzt, während sie ihren Gedanken nachhing, steckte eine Nadelspitze in ihrem Fleisch, ein Automatismus, den sie nicht mehr zu kontrollieren vermochte. Das schmerzverzerrte Gesicht, das sie zog, war so sehr Ausdruck ihrer selbst geworden, dass sich feine Linien, wie eine Maske, in ihren Zügen festgesetzt hatten. Sie zog die Nadel vorsichtig heraus. Das tat fast so weh, wie sie hinein zu schieben. Dunkelrotes Blut tropfte auf den Boden. Arved hieß der Mann, den sie liebte. Geschlagene eineinhalb Jahre hatte sie um seine Liebe gebuhlt. Versucht, seine Gedanken zu lesen, ihm Wünsche zu erfüllen, an die er selbst noch nicht einmal gedacht hatte. Amüsant, schön und geistreich – das hatte sie versucht für ihn zu sein. Und pflegeleicht. Was hatte er versucht, für sie zu sein? Egal, sie hatte immer gewusst: eines Tages würde er sie so lieben wie sie ihn. Ihre Beziehung zu Arved, war nie „offiziell“ geworden. Nie hatten sie mit gemeinsamen Freunden ihre Abende verbracht. Lediglich ins Kino waren sie öfter gegangen. In der dunklen Intimität der Lichtspieltheater hatte er manchmal seinen Arm um sie gelegt. Dann dachte sie schon, sie hätte ihn gewonnen. Doch sobald das Licht wieder anging, war der Zauber dahin. Heute war Arved ganz anders. Heute gehörte er vollständig ihr. Aber es war ein schmerzhafter Weg gewesen bis diese glücklichen Zeiten hatten anbrechen können. Auch für ihn. Heute waren sie auf eine leise Art eins. Der Auftakt zu dieser Entwicklung war wie ein Paukenschlag über sie gekommen. Ihr war klar geworden, dass Arved Gefangener seiner emotionalen Unzulänglichkeit war. Und dass nur sie ihn befreien konnte. Mit der Zeit begann sie es als ihre Pflicht anzusehen, zu tun, was das Beste für ihn war. An jenem Abend waren sie beide dem Rotwein sehr zugetan gewesen. Der Wein half ihr, die Dinge klarer zu sehen: Während sie zu Beginn des Abends noch unsicher gewesen war, ob sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen sollte, erkannte sie mit fortschreitender Stunde immer deutlicher die Unausweichlichkeit. Schließlich tat sie es doch für ihn! Ein Nudelholz hatte sie Arved wuchtig über den Schädel gezogen. Als sie seine Knochen krachen hörte, wusste sie, dass es kein Zurück gab. „Eine Frau muss tun, was eine Frau tun muss“, hatte sie geflüstert und begonnen, seinen Leichnam mit einem Messerset zu zertrennen. Ganz konzentriert war sie vorgegangen und immer, wenn ihre Nerven durchzudrehen drohten, schob sie sich eine Nadelspitze unter einen Fingernagel. In derselben Nacht war sie mit dem Auto an entlegene Stellen gefahren – einen Wald, eine Müllhalde, einige seiner Körperteile hatte sie in den Fluss geworfen. Nur einen einzigen Teil hatte sie aufbewahrt: seinen Kopf. Nur einen einzigen Teil: seinen Kopf. ... vollständiger Text auf www.totpunkt.com
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ALLE LÜGEN vom Album "Desiderat" (2014) von Oberer Totpunkt im wunderschönem Treetanic im Jade Seahorse auf der Insel Utila vor Honduras. Loch im Kopf - Mashup mit Schneewittchen und Oberer Totpunkt beim WGT 2017 im Kohlrabizirkus. #schneewittchen #oberertotpunkt Radtour durch die drittgrößte Metropole Spaniens Valencia, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz an Spaniens Südostküste, ist noch ein Geheimtipp, mit allem, was eine Traumstadt ausmacht: einer wunderschönen Altstadt mit Jugendstilgebäuden, Kirchen, Plätzen und Tapas-Bars, Hafenflair, Stränden, dem Oceanogràfico – dem größten Meeres-Aquarium Europas und zweitgrößten der Welt –, und der futuristischen Stadt der Künste und Wissenschaften. Noch bis in den November hinein fühlt sich das Wetter wie ein milder Frühlingsgruß an. Herz, was willst du mehr? Artikel soeben erschienen in: Die Neue Reiselust Nr. 1/2020 - für Neugierige auch hier: http://www.b-bormann.com/valencia.html ZEIT VERFLIEGT!
Wie Blei wiegt die Zeit in den Jahren der Kindheit. So schwer, dass du den Stillstand beklagst. Doch je mehr du das Steuer des Lebens ergreifst, desto leichter wird sie und flüchtig. Willst du sie halten, ist sie längst fort. Zeit verfliegt – wie ein Tuch im Wind. (Oberer Totpunkt, Zeit verfliegt - vom Album Totentanz in Arbeit) Schlechte Nachrichten: Es gibt kein Paradies, keinen jüngsten Tag, keine Erlösung. Und es gibt keine Vergebung. Weil ihr den getötet habt, der euch hätte vergeben wollen. Ihr glaubt doch nicht allen Ernstes diese Sache mit der Wiederauferstehung, diese Schutzbehauptung der Verräter? Nachdem ihr ihn gekreuzigt hattet, habt ihr auch noch seine Gedanken kolonisiert! Nicht ungeschickt, denn es ist viel einfacher, einen Toten zu lieben; der kann nämlich die Interpretationen, mit denen andere seine Aussagen bis zur Unkenntlichkeit verzerren, nicht mehr richtigstellen! Und warum das alles? Weil dieser Wanderprediger und Aufwiegler vor 2.000 Jahren das soziale Gleichgewicht ins Wanken zu bringen drohte. Aber nur beinahe. Dafür haben die Pharisäer gesorgt, euresgleichen. Sie würden es heute wieder tun. Natürlich mit anderen Mitteln. Heute schlachtet man kultivierter, nicht mehr mit Holzkreuz und Nägeln, heute schlachtet man auf dem medialen Marktplatz, sorgt für den sozialen Tod. Was glaubt ihr wohl, würde er euch heute zu sagen haben? Ihr habt den getötet, den ihr am meisten brauchtet. Und als ihr euren Fehler bemerktet, legtet ihr euch eine verwegene Konstruktion zurecht: Er ist gar nicht tot, er ist auferstanden! Und: Er vergibt uns! Im Nachhinein! Und alle waren sie so bereit, das zu glauben! Um sich reinzuwaschen, um den Fehler zu tilgen. Um der Schlacht zu entgehen. Die erfolgreichste Marketingstrategie der Welt. Und die älteste. ("Schlacht" vom Album "Erde ruft", Oberer Totpunkt) #oberertotpunkt Sie brauchen dich nicht mehr, sagte Teufels Lehrerin, denn sie heizen das Feuer ihrer Hölle selbst an. Diese Tagediebe und Maulhuren, die ihre Zeit totschlagen, und wenn sie ihre Selbstachtung verkaufen, kostet es sie nicht mehr als ein Lächeln. Sie reden ihren Untergang schön. Aber all die Heuchelei, die Gier, die Eitelkeit, die Trägheit, die Gleichgültigkeit sind nicht dein Verdienst, sondern ihr eigenes. Darum wirst du von ihrer Verdammnis nicht profitieren können. Sie brauchen dich nicht, sie brauchen den Teufel nicht ... (Teufels Lehrerin, Songtext: Bettina Bormann, aus: CD Stiller Zoo) www.totpunkt.com In einer Welt von Maskenmenschen ist Trug die Uniform,und Schal und Rauch Religion. Bei mir seid ihr Schein, denn wenn der Karneval vorbei ist, dann seid ihr wie ich - allein. Ich häng mir einen Spiegel ins Zimmer wie ein Wellensittich, dann bin ich nicht mehr allein. (Spiegel im Käfig vom Album Desiderat: Oberer Totpunkt) #oberertotpunkt Manche Leute beschäftigen sich mit Dingen, die so klein sind, dass man sie mit bloßem Auge kaum erkennen kann. Welten können sie entstehen lassen aus der Beobachtung von Materie, die auf einer Fingerkuppe Platz finden würde, und den Erkenntnissen, die sie daraus ziehen. Die Rede ist von Staub, also von dem Stoff, den die meisten Menschen loszuwerden trachten.
Aber es gibt Leute, die sehen genauer hin. Viel genauer. Die messen auch und wiegen, analysieren, und können tatsächlich sagen, aus welcher Region der Erde ein Staubkorn von einer bestimmten Größe und Form stammt – aus der Sahara, von Vulkanausbrüchen – oder ob es sich um Salzkri- stalle aus dem Meer handelt und wenn ja, aus aus welchem Meer. Sie können sogar sagen, wie alt es ist. Aber auch, ob es überhaupt von der Erde kommt oder ob es ein Partikel aus dem Weltall ist, Sternenstaub. Oder mikroskopisch kleine Reste von Meteoriten, die in der Atmosphäre verglüht sind. Man kann Staub nicht beseitigen, sondern ihn nur von hier nach dort transportieren. Es bleibt alles erhalten. Für immer. Der Gedanke fasziniert mich. Und macht mir bewusst, dass wir die Dinge, die im Verborgenen ruhen, mit Ehrfurcht betrachten sollten. (Staub, aus: Imago, Bettina Bormann) #bettinabormann #oberertotpunkt Du hast aufgehört, dich aufzuregen,
und angefangen, dich aufzugeben... Langfristig gesehen sind wir alle tot. Bedenke, das Jetzt ist ein zerreißbares Gewebe. (aus: Langfristig gesehen sind wir alle tot vom Album Desiderat) #oberertotpunkt #desiderat #bettinabormann Das Wort zu den Ängsten der Zeit: Als Kind fürchtete sie sich vor der Dunkelheit. Sobald ihre Mutter das Zimmer verließ, kamen die Gespenster hervor. Die saßen im Dunkeln unter der Couch, unter den Sesseln, unter Schränken. Und sie wohnten unter ihrem Bett. Sie lauerten nur auf eine Gelegenheit, sie anzugreifen. Gesehen hat sie sie nie. Doch sie wusste genau, dass sie dort waren. (Furcht, aus: Das Flüstern der Mördermuscheln, Bettina Bormann) #moerdermuscheln #bettinabormann #oberertotpunkt Das Wort zur postnärrischen Woche: In dieser Stadt, in diesem Land nimmt Unbehagen Überhand. Vergiss die Lust, vergiss den Zorn, Neurose wird soziale Norm. (Neurosen blühen, vom Album: Neurosen blühen, Oberer Totpunkt) #oberertotpunkt #bettinabormann Am Anfang war das Wort. Und das Wort haben Schwätzer vereinnahmt. Leute, die Sachverstand nur vorgeben. Die nur belanglos plappern. Sich über Nichtigkeiten austauschen. Leute, die sich in hohler Selbstdarstellung erschöpfen. Wen belügen wir eigentlich? (Zitat aus Schweigen, Songtext: Bettina Bormann, aus: CD 10 Grad vor OT), www.totpunkt.com Die Welt ist schön!
Reisen gibt uns die Gelegenheit, uns diese Tatsache vor Augen zu führen. Reisen macht klüger. Auf Reisen lernen wir - zum Beispiel Toleranz gegenüber anderen Menschen und Meinungen, weil wir erkennen, dass unsere Sicht der Dinge nicht die einzige denkbare ist. Und wir erkennen vielleicht auch, wie verletzlich unser Planet ist. Oder auch wie zerbrechlich viele wertvolle Errungenschaften sind. Nicht mehr zu reisen, um die Umwelt zu schonen, kann daher nicht die Lösung sein. Zwar ist das Ziel, die Umwelt zu schonen, ein gutes, dennoch würden wir dadurch wohl andere Risiken fördern - wie Intoleranz zum Beispiel. Wenn wir aufhören, uns Menschen zu nähern, die uns eigentlich fremd sind, dann hören wir vielleicht auch irgendwann auf, die fremde Sichtweise zu respektieren. Die Fridays for Future Bewegung hat etwas in Gang gesetzt, das nicht nur sinnvoll, sondern auch überfällig war: Ein Bewusstsein für die Macht der Gemeinschaft. Zugleich wurde damit ein gesellschaftlich höchst relevantes Thema ins Zentrum der allgemeinen Wahrnehmung gebracht. Was jedoch nicht passieren darf, sind Schuldvorwürfe, Hassreden oder gar der Versuch, das Gute mit Mitteln der Gewalt zu erzwingen. Durch bessere Argumente zu überzeugen ist erheblich anspruchsvoller und erfordert Geduld. Aber es gibt keine schnellen Lösungen bei komplexen Problemen. Die Probleme der Gegenwart erfordern, dass wir größer denken. Viel größer. Beweglich sein und bleiben. Auch im Geist! Wir sind eine mobile Gesellschaft. Impressionen aus Salt Lake City. Auftritt in der Metro Music Hall.
Amazing San Francisco! Great Gig in der DNA-Lounge!
Great Show in Denver, Herman's Hideaway! Soundcheck in Los Angeles, Catch One
Was für ein Abenteuer: Auf US-Konzert-Tour mit der Band „Das Ich“! Rund 7.000 Meilen haben wir zurückgelegt, von Seattle über Los Angeles, Denver, San Francisco und Salt Lake City nach Miami. Im Anschluss noch die Gothic Cruise, die uns von Miami nach Grand Turk, zu den US-Virgin Islands bis nach Puerto Rico und in die Dominikanische Republik geführt hat. Ein geballtes Paket von Schlaglichtern, Impressionen, Begegnungen, Erfahrungen! Hier einige Impressionen aus Seattle mit Auftritt im Club Highline Mechanismus. |
AuthorBettina Bormann
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