„Langfristig gesehen sind wir alle tot" - das Zitat von John Maynard Keynes hat uns schon während der Arbeit am Album „Stiller Zoo" beschäftigt. Darin verarbeiten wir auch eine Reihe von Zitaten aus eigenen Texten. Das Thema hat uns sofort elektrisiert, aber zum Konzeptalbum „Stiller Zoo", in dem es um märchenhafte Welten und Wesen ging, passte dieser Titel einfach nicht. Die klaustrophobisch anmutenden Kamerafahrten sind im legendären "Harrys Hafenbasar" entstanden, einem Museum und Raritätengeschäft, das seit 1952 auf St. Pauli in Hamburg besteht. Seeleute aus aller Welt haben ihre „Beute" verkauft, um ihre Heuer aufzubessern. So sammelten sich fast 400.000 Objekte (Exotika, Nautiquitäten, Kurioses, afrikanische und asiatische Kunst, Schnitzereien, präparierte Tiere, Galionsfiguren bis zu Schrumpfköpfen) an. Der Hafenbasar (www.hafenbasar.de) ist zweifellos einer der kuriosesten Orte der Welt. Klasse, das Karin Rosenberg und Nachfolger Gereon Boos nichts dagegen hatten, dass wir damals in der Erichstraße mitten auf dem Kiez einige Sequenzen drehten. Seit einigen Jahren ist der Basar umgezogen und nun an Deck eines alten Schwimmkrans beheimatet. Die Bandsequenzen haben wir im Kraftwerk Bille, Bullerdeich in Hamburg, gedreht (www.kraftwerkbille.com). Das Kraftwerk Bille, ein Fabrikensemble aus dem späten 19. Jahrhundert, liegt im industriell geprägten Hamburger Osten, in Hammerbrook. In den Jahren 1898 bis 1901 wurde das Kraftwerk Bille als viertes Kohlekraftwerk der Hamburgischen Electricitäts-Werke errichtet und ging 1901 ans Netz. Die Liegenschaft überstand als eines der wenigen Gebäude im Hamburger Osten die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg. Vielen Dank an Stefanie Kleschies für die Performance und Max Johow für das Licht! Und vielen Dank auch an Andreas, Thorsten und Martina im Catonium Hamburg (www.catonium.com). Vintage-Instrumente: Staccato-Drums, Synthesizer: Korg MS 10 und Analogsequencer Korg SQ-10 (von Andreas) und Framus-Bass. Live dabei waren außerdem neben uns beiden David Nesselhauf, Catherine Barche, Rolf Bleischwitz, Stefanie Kleschies, Kathrin Wiegand (Performance), Catonium-Live: Juliana Cuellar, Hyori Minato, Irina Kuznecova, Anke Friedrich. Danke an alle, die dabei waren, und 🖤❤️::OT:: supporten! 😍
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Teufels Lehrerin😈 ist einer der Songs, den wir IMMER live spielen. Spätestens bei dem Song fängt das Publikum an, mitzutanzen. Dabei wäre der Titel beinahe nicht aufs Album „Stiller Zoo“ (2010) gekommen. Warum? Micha sagt: Ich arbeite wie Bettina ständig an neuen Songs. Wenn wir uns überlegen, ein neues Album herauszubringen, sammeln wir das beste Material und entwickeln das Konzept für das Album. Alle sechs OT-Alben sind Konzeptalben: Die einzelnen Titel stehen in thematischer Beziehung zum Gesamtwerk. „10 Grad“ ist inspiriert vom Thema Pressebericht-erstattung, „Erde ruft“ beschäftigt sich mit dem Thema Geburt bis Tod, „Stiller Zoo“ setzt sich mit Märchenwelten in der Realität auseinander, „Desiderat“ mit Wunsch und Wahrheit und „Neurosen blühen“ beschäftigt sich mit Zivilisationsängsten. Wir haben dann meist um die 50 Rough-Tracks zusammen, von denen die Hälfte in die engere Auswahl kommt. Ich hatte Teufels Lehrerin schon aus der Favoritenliste geworfen, aber Bettina war begeistert vom Groove und hatte die Idee für meinen Tombeat. Also habe ich alle möglichen Tombeat-Kombinationen durchgespielt – bis sie rief: „Der ist es!" Der 8tel-Tomgroove über Stand- und Racktoms mit Synkope schiebt deutlich mehr, als der ursprüngliche 16tel Funkybeat zur 4/4-Beatbox. Mit den Lyrics wurde der Titel richtig gut: „ Sie brauchen dich nicht mehr, sagte Teufels Lehrerin, denn sie heizen das Feuer ihrer Hölle selbst an. Diese Tagediebe und Maulhuren, die ihre Zeit totschlagen, und wenn sie ihre Selbstachtung verkaufen, kostet es sie nicht mehr als ein Lächeln.“ Zeitlos! Gut! Das Video haben wir an einem Tag zusammen mit den Videos „Vogelhochzeit“ und „Paul ist tot“ gedreht. Den Teufel 😈aka Gunter Laudahn kennen viele vom Jesus Müller Music Club und als Gitarrist der Gregorians sowie Sarah Brightman. Die Videoqualität war bei Stiller Zoo noch mager. Bei Desiderat vier Jahre später haben wir schon bessere Videos gedreht. Aber Songs und Videos sind auch immer Zeitdokumente. Die Idee zum Song „Spiegel im Käfig“ auf dem vierten Album „Desiderat" (2014) kam uns in einem Vogelpark. Genau genommen wollten wir am einem heißen Tag zum #timmendorferstrand, besser Niendorfer Strand fahren, aber kurz bevor wir ankamen, zog sich der Himmel zu und es schüttete wie aus Kübeln. Also machten wir einen Stopp beim #vogelpark 🦅🦅am Niendorfer Strand, um den Regen zu überbrücken. Irgendwann kamen wir an einer Volière mit Papageien und Kakadus vorbei, als Micha einen Anruf bekam. Ein Kadadu kam neugierig aus der Ecke gekrochen und wackelte im Takt zur Melodie des Klingelzeichens. Wir konnten es kaum glauben, als wir andere Titel wie „Die Vogelhochzeit“ von OT laufen ließen und sich der Vogel rhythmisch zur Musik bewegte! Später fanden wir auf Youtube etliche Filme mit den faszinierenden und hochmusikalischen Kakadus. Bekanntlich sind alle papageienähnlichen Vögel sehr gesellig. Weil aber in bürgerlichen Kleinwohnungen niemand einen ganzen Schwarm der Vögel beherbergen möchte, hängt man den Wellensittichen in Einzelhaft einen Spiegel in den Käfig, so haben sie dann ja Gesellschaft … Das Video zu „Spiegel im Käfig“ haben wir in einer Scheune von Jean-Hervé Peron von der Krautrockband FAUST gedreht. Wir hatten ihn einige Jahre zuvor auf seinem Avantgarde Festival in Schiphorst kennengelernt und haben dort auch selbst dreimal gespielt. Er war sofort offen für unser Vorhaben. Mit Sack und Pack reisten wir also in die Schleswig-Holsteinische Provinz Schiphorst und legten los. Mit dabei: Catherine auf der Schaukel, ich im Pfauenthron, Rolf und Micha mit Bass und Staccato. Das Ganze fand leider mitten im Winter statt! Ich weiß noch, wie wir vor Kälte geschlottert haben … unser Atem ersetzte quasi die Nebelmaschine … Am Ende gab es ein Festmahl an der großen Tafel – Danke, Jean-Hervé, für deine Freundlichkeit und deine Freundschaft!!❤️❤️ |
AuthorBettina Bormann
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