In Wahrheit hat sie ihn nie darüber im Zweifel gelassen, wer sie ist. In Wahrheit hat sie sich ihm von Anfang an so präsentiert, wie sie ist.
Aber er hat dennoch nur das gesehen, was er sehen wollte: Ihre Geschwätzigkeit interpretierte er als Eloquenz. Ihre Arroganz als Selbstbewusstsein. Ihre Eitelkeit als Charme. Jedenfalls war es am Anfang so. Zu der Zeit, als der Duft ihres Haars, der Klang ihrer Stimme oder der Schwung ihres Nackens ihn noch zu betören vermochten. Später, viel Zeit war nicht vergangen, erlosch sein neugieriger Blick. Sein Auge wurde kritischer. Wie seine Interpretationen. Er maß sie nun im Vergleich zu anderen Frauen. Und er fand, dass sie nicht makellos war. Das hatte sie auch nie vorgegeben zu sein. Aber seine Enttäuschung über diese Entdeckung kreidete er dennoch ihr an. Auch zum Schluss hat er nur das gesehen, was er sehen wollte. Ihre Eloquenz interpretierte er nun als Geschwätzigkeit, ihr Selbstbewusstsein als Arroganz, ihren Charme als Eitelkeit. Sie fand ihn, wie sie ihn von Anfang an gefunden hatte: oberflächlich. Aus: Das Flüstern der Mördermuscheln, Bettina Bormann http://www.b-bormann.com/das-fluumlstern.html #bettinabormann #michaelkrueger #oberertotpunkt #moerdermuscheln
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AuthorBettina Bormann
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