Buddha hatte gestern Geburtstag. Da gratuliert man doch gern. Zugleich hängt mit diesem Termin nichts geringeres als die Zeitrechnung einer Kultur zusammen. Denn die Sache mit dem Kalender ist mitnichten eindeutig: In China, Singapur, Tibet und Vietnam ist der 19. Februar der Stichtag. Für die arabische Welt war es in unserem Jahr 2015 der 14. Oktober. Der Termin ist beweglich, denn er basiert auf einem Mondkalender und auf einem etwa elf Tage kürzeren Jahr als unserem. Für Bengalen und Sikhs in Indien liegt der Termin am Beginn der Erntesaison Anfang April, in Thailand, Kambodscha, Myanmar und Laos wird Mitte April Neujahr gefeiert. Im Iran und in Afghanistan beginnt Neujahr im Frühjahr, für Israelis im Oktober oder im September. Hinter diesen vielfältigen Terminen steht die Entscheidung darüber, welchem Kalender gefolgt – und an welches Ereignis damit erinnert werden soll. So schreibt man in Thailand das Jahr 2558. So lange liegt der Todestag des Buddhas zurück. Die Nepalesen hingegen leben erst im Jahr 2072, in dem eine wichtige Schlacht siegreich entschieden wurde. Das kalenderrelevante Ereignis für die Menschen im Iran und in Afghanistan ist die Auswanderung von Mekka nach Medina – und so befindet man sich hier im Jahr 1394. Spitzenreiter bildet wohl die jüdische Zeitrechnung: Am 24. September 2015 hat das jüdische Jahr 5776 begonnen, gezählt seit dem Beginn der biblischen Schöpfung.
Die Sehnsucht nach Glück, Gesundheit und Geldsegen prägt die Neujahrsbräuche in vielen Kulturen. Und natürlich der Wunsch, Böses abzuwenden. Und hier wird es interessant, denn warum eigentlich werden die bösen Geister erst nach Jahresablauf mit einem Höllenspektakel vertrieben und der Neubeginn gefeiert? Wäre es nicht klüger, die bösen Geister innerhalb kürzerer Zeiträume hinaus zu komplimentieren? Damit sie es sich gar nicht erst bei uns gemütlich machen! Ist es nicht so, dass man bei bösen Geistern gar nicht gründlich genug sein kann? Also: Warum nicht für einen freien Tag am Ende jedes Monats plädieren, um zünftig den neuen Monat begrüßen zu können? Luftschlangen, Schaumwein und Bleigießen inklusive. Und die bange Frage, was wohl der neue Monat bringen mag? In diesem Sinne: Frohen neuen Monat! Gesundheit, Glück und Zufriedenheit für die nächsten 30/31 Tage!
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AuthorBettina Bormann
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